Ein Bild, das kann man fühlen, aber nicht beschreiben. Inhaltlich, ja, formal, sicher, aber die Essenz davon muss man spüren.
Poesie malt ebenfalls Bilder, jene im Kopf. Und jeder Versuch, diese Bilder mit einem visuellen Medium einzufangen, scheitern zwangsläufig daran, dass jede Imagination der Wirklichkeit tausendfach überlegen ist. Und mehr noch, ein Text schafft es millionenfache Welten im Kopf erstehen zu lassen, bei jedem Leser eine andere. Multiversen gewissermaßen. Ein Bild ist eine singuläre Welt, die wir erforschen und erspüren können. Dieses Bild ist hier, Materie vor unseren Augen, und es will uns etwas sagen, manchmal auch zu etwas zwingen. Was genau, das liegt wiederum im Auge des Betrachters. Ein Text formt keine Materie, sondern Luftschlösser, die niemals greifbar sein werden und uns gleichsam im Strom unserer Gedanken auch bald wieder zerfließen. Poesie will nichts anderes als uns zum Träumen bewegen, Dinge zu imaginieren, die wir vielleicht einmal in ganz anderer Form Realität werden lassen. Träume bringen uns voran, ermutigen uns, nach vorne, nach oben zu sehen. Die Wirklichkeit mit ihren Objekten gemahnt uns stets an den achtsamen Umgang mit ihr. Ein Bild will auch etwas, und zwar dass es betrachtet. wahngenommen wird in seiner Existenz. Mehr noch, ein Bild fordert eine Reaktion von uns und fördert damit die Vorstellungskraft. Womit sich auch schon der kreative Kreis schließt.

Pictures and Poetry

You can feel a picture, but you can't describe it. In terms of content, yes, formally, sure, but you have to feel the essence of it. Poetry also paints pictures, the ones in your head. And every attempt to capture these images with a visual medium inevitably fails because every imagination is a thousand times superior to reality. And what's more, a text manages to create millions of worlds in the mind, a different one for each reader. Multiverses, so to speak. An image is a singular world that we can explore and sense. This image is here, matter before our eyes, and it wants to tell us something, sometimes even force us to do something. What exactly is in the eye of the beholder. A text does not form matter, but castles in the air that will never be tangible and will soon melt away in the stream of our thoughts. Poetry wants nothing more than to make us dream, to imagine things that we might one day turn into reality in a completely different form. Dreams move us forward, encourage us to look ahead, upwards. Reality and its objects always remind us to treat them with care. A picture also wants something, namely to be viewed, to be imagined in its existence. What's more, a picture demands a reaction from us and thus stimulates the imagination. Which brings us full circle creatively.